Papier: 3.1.6 Die Rolle von Altersstufen
Originalversion
| 1 | (Für diesen Abschnitt liefern PG-Mitglieder noch eine |
| 2 | Kürzung bzw. Präzisierung. Termin: bis zum 16. März 2011) |
| 3 | |
| 4 | Sowohl das Jugendschutzgesetz als auch der |
| 5 | Jugendmedienschutzstaatsvertrag verfolgen den Ansatz eines |
| 6 | abgestuften Schutzsystems im Sinne typisierter Altersstufen, |
| 7 | in die Anbieter die eigenen Inhalte einzuordnen haben. |
| 8 | Konkret sehen die beiden Regelwerke die Altersstufen 0, 6, |
| 9 | 12, 14, 16 und 18 Jahre vor. Mit den Regelungen des nicht in |
| 10 | Kraft getretenen 14. Rundfunkänderungsstaatsvertrag waren |
| 11 | durchaus einige Modifikationen geplant, um der zunehmenden |
| 12 | Konvergenz von Online- und Offline-Inhalten auch die |
| 13 | notwendige rechtliche Entsprechung zu geben. Eine solche |
| 14 | Typsierung würde Eltern ein schnell erfassbares |
| 15 | Orientierungskriterium geben, mit dem sie über die |
| 16 | Geeignetheit bestimmter Medien für ihre Kinder entscheiden |
| 17 | können. |
| 18 | |
| 19 | Die altersstufenbezogene Typisierung birgt jedoch auch |
| 20 | verschiedene Unzulänglichkeiten und praktische Probleme. |
| 21 | Generell gibt es keine festen wissenschaftlich belastbaren |
| 22 | Kriterien für die Zuordnung bestimmter Inhalte zu einer |
| 23 | bestimmten Altersstufe. Dies hängt nicht zuletzt mit dem |
| 24 | unterschiedlichen Entwicklungstempo von Kindern und |
| 25 | Jugendlichen sowie differierenden Erziehungsvorstellungen |
| 26 | der Eltern zusammen. Auch ist die Zuordnung von Inhalten zu |
| 27 | einer Altersstufe von Kontextfaktoren abhängig, die schnell |
| 28 | in komplexe Bewertungsvorgänge münden und damit zwangsläufig |
| 29 | Rechtsunsicherheiten beinhalten. |
| 30 | |
| 31 | Als erhebliches Praxisproblem – insbesondere im |
| 32 | Online-Bereich – erweist sich folglich der Umstand, dass es |
| 33 | für die gesetzlich vorgesehenen Altersstufen an |
| 34 | verbindlichen gesetzlichen Kriterien fehlt. Der Freiwillige |
| 35 | Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) [1] |
| 36 | und die Kommission für Jugendmedienschutz der |
| 37 | Landesmedienanstalten (KJM)[2] haben zwar in |
| 38 | den vergangenen Jahren Klassifizierungsrichtlinien bzw. |
| 39 | Kriterienkataloge für die eigene Bewertungspraxis |
| 40 | entwickelt. Diese sind aber angesichts ihrer Komplexität und |
| 41 | der immanenten Beurteilungsspielräume für Webseitenbetreiber |
| 42 | selbst nur bedingt fruchtbar zu machen. Sie dienen eher als |
| 43 | Leitlinie für die Aufsichtspraxis der staatlichen |
| 44 | Institutionen bzw. der Selbstkontrollen. |
| 45 | |
| 46 | Altersstufen stellen immer ein Abbild der moralischen und |
| 47 | sittlichen Meinung in der jeweiligen Gemeinschaft dar. In |
| 48 | einem weltweiten Kommunikationsmedium sind solche nicht |
| 49 | sinnvoll umsetzbar. So haben im Vergleich zu Deutschland |
| 50 | beispielsweise amerikanische Durchschnittsbürger ganz andere |
| 51 | Vorstellungen darüber, wie viel nackte Haut oder wie viel |
| 52 | Gewalt einem 12-jährigen Kind gezeigt werden kann. Insofern |
| 53 | sollte die Rolle der Altersstufen insgesamt auf den |
| 54 | Prüfstand gestellt werden. |
| 55 | |
| 56 | Insbesondere im Bereich von Jugendlichen sollte bei einem |
| 57 | diskursiveren Schutzansatz, der stärker auf Selbstreflexion |
| 58 | und begleitenden Schutz durch die Aufsichtspersonen setzt, |
| 59 | das strikt altersstufenbezogene System hinterfragt werden – |
| 60 | insbesondere kann im Online Sektor über die Sinnhaftigkeit |
| 61 | der Altersstufen 14 und 16 nachgedacht werden. |
| 62 | |
| 63 | Ebenso muss hinterfragt werden, inwieweit die Abstufung 0, |
| 64 | 6, 12 für das Kindesalter tatsächlich in der Praxis von |
| 65 | Inhalteanbietern sachgerecht abgebildet werden kann. Auch |
| 66 | ist offen, ob diese Abstufung überhaupt mit dem |
| 67 | Mediennutzungsverhalten von Kindern in Einklang zu bringen |
| 68 | ist. |
| 69 | |
| 70 | Studien des BITKOM belegen etwa, dass die Online-Nutzung in |
| 71 | relevanter Form überhaupt erst mit 6 Jahren beginnt – eine |
| 72 | eigene Schutzzone für unter 6jährige ist vor diesem |
| 73 | Hintergrund letztlich praxisfern. |
| 74 | |
| 75 | Alternativ: So lange Studien belegen, dass Kinder unter |
| 76 | sechs Jahren noch nicht im Internet surfen, so lange macht |
| 77 | eine Schutzzone für diese Altersstufe auch keinen Sinn. |
| 78 | |
| 79 | (Diese Aussage wird durch die PG noch einmal geprüft. |
| 80 | Termin: bis zum 16. März 2011) |
Der Text verglichen mit der Originalversion
| 1 | (Für diesen Abschnitt liefern PG-Mitglieder noch eine |
| 2 | Kürzung bzw. Präzisierung. Termin: bis zum 16. März 2011) |
| 3 | |
| 4 | Sowohl das Jugendschutzgesetz als auch der |
| 5 | Jugendmedienschutzstaatsvertrag verfolgen den Ansatz eines |
| 6 | abgestuften Schutzsystems im Sinne typisierter Altersstufen, |
| 7 | in die Anbieter die eigenen Inhalte einzuordnen haben. |
| 8 | Konkret sehen die beiden Regelwerke die Altersstufen 0, 6, |
| 9 | 12, 14, 16 und 18 Jahre vor. Mit den Regelungen des nicht in |
| 10 | Kraft getretenen 14. Rundfunkänderungsstaatsvertrag waren |
| 11 | durchaus einige Modifikationen geplant, um der zunehmenden |
| 12 | Konvergenz von Online- und Offline-Inhalten auch die |
| 13 | notwendige rechtliche Entsprechung zu geben. Eine solche |
| 14 | Typsierung würde Eltern ein schnell erfassbares |
| 15 | Orientierungskriterium geben, mit dem sie über die |
| 16 | Geeignetheit bestimmter Medien für ihre Kinder entscheiden |
| 17 | können. |
| 18 | |
| 19 | Die altersstufenbezogene Typisierung birgt jedoch auch |
| 20 | verschiedene Unzulänglichkeiten und praktische Probleme. |
| 21 | Generell gibt es keine festen wissenschaftlich belastbaren |
| 22 | Kriterien für die Zuordnung bestimmter Inhalte zu einer |
| 23 | bestimmten Altersstufe. Dies hängt nicht zuletzt mit dem |
| 24 | unterschiedlichen Entwicklungstempo von Kindern und |
| 25 | Jugendlichen sowie differierenden Erziehungsvorstellungen |
| 26 | der Eltern zusammen. Auch ist die Zuordnung von Inhalten zu |
| 27 | einer Altersstufe von Kontextfaktoren abhängig, die schnell |
| 28 | in komplexe Bewertungsvorgänge münden und damit zwangsläufig |
| 29 | Rechtsunsicherheiten beinhalten. |
| 30 | |
| 31 | Als erhebliches Praxisproblem – insbesondere im |
| 32 | Online-Bereich – erweist sich folglich der Umstand, dass es |
| 33 | für die gesetzlich vorgesehenen Altersstufen an |
| 34 | verbindlichen gesetzlichen Kriterien fehlt. Der Freiwillige |
| 35 | Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) [1] |
| 36 | und die Kommission für Jugendmedienschutz der |
| 37 | Landesmedienanstalten (KJM)[2] haben zwar in |
| 38 | den vergangenen Jahren Klassifizierungsrichtlinien bzw. |
| 39 | Kriterienkataloge für die eigene Bewertungspraxis |
| 40 | entwickelt. Diese sind aber angesichts ihrer Komplexität und |
| 41 | der immanenten Beurteilungsspielräume für Webseitenbetreiber |
| 42 | selbst nur bedingt fruchtbar zu machen. Sie dienen eher als |
| 43 | Leitlinie für die Aufsichtspraxis der staatlichen |
| 44 | Institutionen bzw. der Selbstkontrollen. |
| 45 | |
| 46 | Altersstufen stellen immer ein Abbild der moralischen und |
| 47 | sittlichen Meinung in der jeweiligen Gemeinschaft dar. In |
| 48 | einem weltweiten Kommunikationsmedium sind solche nicht |
| 49 | sinnvoll umsetzbar. So haben im Vergleich zu Deutschland |
| 50 | beispielsweise amerikanische Durchschnittsbürger ganz andere |
| 51 | Vorstellungen darüber, wie viel nackte Haut oder wie viel |
| 52 | Gewalt einem 12-jährigen Kind gezeigt werden kann. Insofern |
| 53 | sollte die Rolle der Altersstufen insgesamt auf den |
| 54 | Prüfstand gestellt werden. |
| 55 | |
| 56 | Insbesondere im Bereich von Jugendlichen sollte bei einem |
| 57 | diskursiveren Schutzansatz, der stärker auf Selbstreflexion |
| 58 | und begleitenden Schutz durch die Aufsichtspersonen setzt, |
| 59 | das strikt altersstufenbezogene System hinterfragt werden – |
| 60 | insbesondere kann im Online Sektor über die Sinnhaftigkeit |
| 61 | der Altersstufen 14 und 16 nachgedacht werden. |
| 62 | |
| 63 | Ebenso muss hinterfragt werden, inwieweit die Abstufung 0, |
| 64 | 6, 12 für das Kindesalter tatsächlich in der Praxis von |
| 65 | Inhalteanbietern sachgerecht abgebildet werden kann. Auch |
| 66 | ist offen, ob diese Abstufung überhaupt mit dem |
| 67 | Mediennutzungsverhalten von Kindern in Einklang zu bringen |
| 68 | ist. |
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| 70 | Studien des BITKOM belegen etwa, dass die Online-Nutzung in |
| 71 | relevanter Form überhaupt erst mit 6 Jahren beginnt – eine |
| 72 | eigene Schutzzone für unter 6jährige ist vor diesem |
| 73 | Hintergrund letztlich praxisfern. |
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| 75 | Alternativ: So lange Studien belegen, dass Kinder unter |
| 76 | sechs Jahren noch nicht im Internet surfen, so lange macht |
| 77 | eine Schutzzone für diese Altersstufe auch keinen Sinn. |
| 78 | |
| 79 | (Diese Aussage wird durch die PG noch einmal geprüft. |
| 80 | Termin: bis zum 16. März 2011) |
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